Das Bunkerhotel am Nürnberger Obstmarkt – Ein Ort voller Geschichte und Geschichten
Mitten in Nürnberg, am Obstmarkt, liegt ein außergewöhnlicher Ort: das Bunkerhotel. Ursprünglich als Schutzbunker im Zweiten Weltkrieg errichtet, spiegelt dieses Bauwerk nicht nur die Schrecken der Kriegszeit wider, sondern auch die turbulenten Nachkriegsjahre – eine Zeit, in der Nürnberg weltgeschichtliche Bedeutung erlangte.
Der Bunker und seine Rolle im Zweiten Weltkrieg
Der Bunker wurde während des Zweiten Weltkriegs errichtet, um der Bevölkerung Schutz vor den alliierten Bombenangriffen zu bieten. Die massiven Betonwände und engen Gänge wurden gebaut, um Leben zu retten, während über der Erde die Stadt in Trümmern lag. Insbesondere während der intensiven Luftangriffe auf Nürnberg im Jahr 1945 spielte der Bunker eine zentrale Rolle.
Er wurde im September 1942 fertiggestellt, hatte eine Fläche von 800 m² und war für 450 Menschen vorgesehen. Der Bunker wurde in neun Monaten Bauzeit von Zwangsarbeitern im Tagebau errichtet. Bis zu 1000 Menschen suchten in dem für 450 Menschen angelegten Bunker Schutz. Während die Innenstadt völlig zerstört wurde, überstand der Obstmarkt-Bunker den Luftangriff vom 2. Januar 1945 nahezu unbeschadet. Noch in den letzten Kriegstagen diente er während der Schlacht um Nürnberg im April 1945 als Zufluchtsort der Bevölkerung. Unmittelbar nach Kriegsende wurde er als Notunterkunft genutzt.
Nachkriegszeit: Von Schutzraum zum Zeugnis der Geschichte und Hotel
Zu den technischen Einrichtungen des Hotels gehörten ein gemeinsames Bad und nach Geschlechtern getrennte Gemeinschaftstoiletten.
Der Bunker war für die Hotelnutzung teilweise ausgemalt. Die Malereien stammen von Max Götz, vermutlich demselben, der 1929 die Druckerei und Graphische Kunstanstalt Nürnberg gegründet hatte. Neben den mit Blatt- und Blütenranken verzierten Hinweisen, wie Zimmernummern, Bezeichnungen der Funktionsräume oder anderen Hinweisen an die Gäste, entstanden skizzenhafte Darstellungen der soeben untergegangenen, bis zum Krieg unzerstörten, Nürnberger Altstadt mit Albrecht-Dürer-Haus und Kaiserburg.
Nach Kriegsende, in einer Zeit der Ungewissheit und des Wiederaufbaus, blieb der Bunker ein Symbol der Resilienz. In den Jahren zwischen 1945 und 1949 war Nürnberg durch die Nürnberger Prozesse weltbekannt geworden, die nur ein paar Kilometer vom Bunker entfernt im Justizpalast stattfanden.
Obwohl der Bunker selbst nicht direkt in die Prozesse involviert war, diente er in der unmittelbaren Nachkriegszeit, als Hotel, Arztpraxis , Büroraum und der Bevölkerung als Lagerraum und Notunterkunft. Die Not der Nachkriegsjahre prägte das Leben in und um den Bunker.
Umnutzung ab den 1950er Jahren
Ab den 1950er Jahren verlor der Bunker seine Funktion als Schutzraum. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik suchte man nach neuen Nutzungsmöglichkeiten. Während in der Stadt moderne Gebäude entstanden, blieb der Bunker eine stille Erinnerung an die düsteren Kapitel der Geschichte.
Umwidmung des Bunkers zum Hotel
Das Hotel im Obstmarktbunker wurde im Jahr 1948 mit 26 Zimmern und 30 Betten sowie einem Gemeinschaftsbad eröffnet. Es war bereits das dritte Bunkerhotel in der Stadt. Baedeckers Reiseführer Nordbayern aus dem Jahr 1952 verzeichnet für Nürnberg alle drei dieser „KABINENHOTELS (Bunker)“: Neben dem Hotel Am Frauentor und dem Hotel Am Gewerbemuseum, mit 45 bzw. 55 Betten, wird auch das Hotel Am Obstmarkt mit 30 Betten empfohlen. Der Bunker bzw. das Hotel hat sich in seiner Struktur und Raumaufteilung bis heute nahezu unverändert erhalten. Bereits auf der zentralen Eisentür am Eingang verweist der Schriftzug „ZUM BUNKERHOTEL“ auf die
Nachnutzung des Bunkers als Hotel.
Besonders ist die Hausordnung
„HÖRT IHR GÄSTE LASST EUCH SAGEN
WANN DIE UHR HAT ELF GESCHLAGEN
LASST DAS POLTERN
LASST DAS SCHREIN
DENN IM HOTEL MUSS RUHE SEIN“