Der Militärstandort „Wünsdorf “ hat 4 Phase von 1910 bis 1994 durchlebt. Die kleine Ortschaft und der sehr große Militärstandort ca. 600 Hektar liegt ca. 50km südliche von Berlin. Heute steht die Anlage da und wartet auf einen Verwendung. Ich habe im März 2016 eine Fototour bei www.go2know.de gebucht und diese Bilder in und um das „Haus der Offiziere“ gemacht. Nach den Bildern folgt noch ein Text, welcher die unterschiedlichen Epochen beschreibt. Wünsdorf ist eine kleine Stadt, mit Kino, Theater, Hallenschwimmbad, Freischwimmbad und alles was man sich vorstellen kann.
Militärstandort 1910–1918
Bereits im Sommer 1877 war in Kummersdorf ein Artillerie-Schießplatz für die Preußische Artillerieprüfungskommission in Betrieb genommen worden. Ab 1888 wurde er mit dem Schießplatz Jüterbog durch eine Versuchs-Kleinbahn verbunden, die ab Mai 1897 durch die Verlängerung der Preußischen Militär-Eisenbahn von Schießplatz-Kummersdorf nach Jüterbog-Militärbahnhof ersetzt wurde.
Ab 1910 entstanden in Wünsdorf zahlreiche Kasernenanlagen samt Truppenübungsplätzen im Forst: 1912 das Fernsprech- und Telegrafenamt und 1913 die Infanterieschule. Durch den Ersten Weltkrieg forciert – Wünsdorf wurde Sitz des Hauptquartiers der Reichswehr – entstand die Kaiserliche Turnanstalt, die von 1914 bis 1945 existierte.
In Wünsdorf wurde während des Ersten Weltkriegs im Juli 1915 die erste Moschee im Deutschen Kaiserreich mit einem Imam errichtet. Das Osmanische Reich war damals der Verbündete der Mittelmächte.
Militärstandort 1918–1939
Das Militärareal wurde nach Kriegsende 1918 weiterhin genutzt. In der Turnanstalt wurden vom 1. Oktober 1924 an die ersten Wehrsportlehrgänge im Rahmen der neu gegründeten Volkssportbewegung durchgeführt, die bis 1933 reichsweit durchgeführt wurden. Ab 1934 wurde es in die Heeressportschule Wünsdorf, die die sportlichen Geschicke des Heeres in Bezug auf den Leistungssport lenkte, erneut umfunktioniert. Für die Olympiade 1936 in Berlin wurden hier die deutschen Wettkämpfer vorbereitet, während alle anderen Nationen im Olympischen Dorf (Elstal) untergebracht waren.
Mit der Machtergreifung der NSDAP Ende Januar 1933 entwickelte sich Wünsdorf zu einem Zentrum in der Entwicklung der schnellen Truppen und insbesondere der Panzertruppen. Bereits 1931 war eine erste motorisierte Einheit der Reichswehr nach Wünsdorf verlegt worden, nun aber begann man, die Militäranlagen stark zu erweitern. 1933 wurde auf dem Truppenübungsplatz der erste Panzerverband der künftigen deutschen Wehrmacht, 1935 die 3. Panzer-Division in Wünsdorf neu aufgestellt sowie die Heereskraftfahrschule in den Ort verlegt. Im März 1935 bezog das Oberkommando des Heeres (OKH) sein Hauptquartier; das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) folgte 1938. Um die Angehörigen und Angestellten der Wehrmacht unterzubringen, begann man eine Waldsiedlung im Norden des Ortes zu bauen. Zur Zeit der sowjetischen Besatzung war in diesem Gebiet das 3. Militärstädtchen („Fliegerstädtchen“) untergebracht. Heute ist der Bereich öffentlich zu besichtigen und unter dem Namen „Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf“ bekannt.
Die bestehenden Militärsportanlagen wurden im Jahr 1936, im Vorfeld der Olympischen Spiele, für das Training der deutschen Mannschaft genutzt. Zur gleichen Zeit entstand die Militär-Badeanstalt, die Mitte der 1950er von den sowjetischen Streitkräften umgebaut wurde.
Militärstandort 1939–1945
Wenige Tage vor dem deutschen Überfall auf Polen wurde am 26. August 1939 das OKH-Hauptquartier in die Bunkeranlage „Maybach I“ verlegt. Die Bunkeranlage „Maybach II“, fertiggestellt im Frühsommer 1940, beherbergte das OKW. Bis zum April 1945 kamen aus dem „Zeppelin“-Bunker (Tarnbezeichnung „Amt 500“), einem der größten Nachrichtenknotenpunkte während des Zweiten Weltkriegs, die Befehle zu den deutschen Truppen in ganz Europa.[16] Zusätzlich wurden ab 1943 wegen der stärkeren Luftangriffe der Alliierten auf Berlin weitere Dienststellen der Wehrmacht nach Wünsdorf verlegt, unter anderem Teile des Heereswaffenamtes und Stellen des Oberkommandos des Heeres.
Nach den ersten Bombardierungen 1945 flog die 8. US-Luftflotte am Donnerstag, den 15. März 1945 mit über 580 Maschinen[17] den dritten und schwersten Angriff auf Wünsdorf. Dabei starben 120 Menschen und zahlreiche Häuser wurden beschädigt oder zerstört. Am 20. April erfolgte der Einmarsch sowjetischer Truppen, Wünsdorf wurde fast kampflos übergeben. Der militärische Führungsstab des sowjetischen Marschalls Schukow nahm sein Quartier in Wünsdorf für die Schlacht um Berlin.
Militärstandort 1945–1994
Wjunsdorf (Вюнсдорф), wie der Ort von den „Russen“ genannt wurde, blieb somit militärisch und erhielt den Sitz des Oberkommandos der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) (ab Juni 1989 unter der Bezeichnung Westgruppe der Truppen). Der Bahnhof Wünsdorf war mit eigenem Bahnhofsteil der Bahnhof der sowjetischen Truppen und damit einer der vier Sonderbahnhöfe der Alliierten in Berlin und dessen Umgebung (vgl. Bahnhof Berlin-Lichterfelde West – für die US-Truppen, Bahnhof Berlin-Tegel – für die französischen Truppen, Bahnhof Berlin Charlottenburg – für die britischen Truppen). Es gab bis 1994 einen täglichen Zug nach Moskau.
Dem Potsdamer Abkommen entsprechend wurden die Bunkeranlagen und der größte Teil der Luftschutztürme nach der Demontage der technischen Ausrüstungen 1947 gesprengt, um sie für eine weitere militärische Nutzung unbrauchbar zu machen. Am „Amt 500“ wurde nur der Westeingangsbereich zerstört, der Baukörper selbst widerstand den Sprengungen. Im März 1953 begann die Räumung von Wohnungen und Häusern, der Post, Apotheke, Spar- und Darlehenskasse und von Geschäften östlich der Bahnlinie, die B 96 wurde für den Durchgangsverkehr gesperrt, etwa 800 Einwohner umgesiedelt und 30.000 sowjetische Soldaten stationiert.
Unter dem Oberkommandierenden Marschall Iwan Konew wurde von Wünsdorf aus der sowjetische Panzerschutz für den Bau der Berliner Mauer organisiert. Um die Luftsicherheit über der DDR zu garantieren, wurde 1974 in Wünsdorf die Vereinigte Hauptzentrale 14 gegründet, in der bis 1990 sowjetische mit Offizieren der NVA, ab der deutschen Wiedervereinigung mit Offizieren der Bundesluftwaffe, zusammenarbeiteten. Der Stab der 16. Sowjetischen Luftarmee (16. LA) mit den zuletzt geführten Tarnnamen „RANET“ bzw. „WIMPEL“ hatte ab 1977 seinen Standort in Wünsdorf. Kommandozentrale des „RANET“ war der Zeppelin-Bunker (Amt 500), den man zu diesem Zweck repariert und mit einem Schleusensystem aus Panzertüren versehen hatte.
Außer den etwa 2700 Einwohnern lebten zu Spitzenzeiten 50.000 bis 75.000 sowjetische Männer, Frauen und Kinder dort. Für Bürger der DDR war das Areal Sperrgebiet. Innerhalb des umzäunten und ummauerten Geländes befanden sich bis 1994 zahlreiche sowjetische Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Sportplätze, Schwimmbäder und Geschäfte.
Badeanstalt der sowjetischen Truppen in Wünsdorf
Der Abzug der Truppen erfolgte 1994. Sie hinterließen im September 1994 eine menschenleere Garnisonsstadt und ein Areal von 260 Hektar munitionsverdächtiger Fläche. 98.300 Stück Munition und 47.000 Stück sonstige Kampfmittel, 29,3 Tonnen Munitionsschrott und weitere Bomben- und Waffenteile wurden entsorgt. 45.000 Kubikmeter Haus- und Sperrmüll wurden abtransportiert; hinzu kamen tonnenweise Chemikalien, Altöle, Altfarben, Altreifen, Akkumulatoren sowie Asbestabfälle.[18]
Quelle: aus Wikipedia
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